Gratis Inserat

Frauensport unter dem Taliban-Regime: Ein Problem, das die internationale Gemeinschaft ernst nehmen muss

von patrik     Montag 14.11.2022     1 Kommentar



Anfang September kündigte die neue Taliban-Regierung in Afghanistan ein Verbot für Frauen an, im Land Sport zu treiben. Diese Ankündigung reiht sich ein in andere, die ein düsteres Bild von der Zukunft der Frauen und Mädchen in diesem Land zeichnen. Es sieht leider so aus, als wären sie wieder einmal zur Unsichtbarkeit und Unterwerfung verurteilt, als würden sie in den privaten Bereich verbannt und ihrer Rechte beraubt werden. Dazu gehört auch das Recht, Sport zu treiben. Kann die internationale Gemeinschaft etwas tun, um dies zu verhindern?

Man kann mit Sicherheit sagen, dass es einen internationalen Konsens darüber gibt, dass das Recht auf Sport durch die internationalen Menschenrechtsnormen (IHRL) garantiert ist. Dies kommt beispielsweise in der Internationalen Charta für Leibeserziehung, körperliche Bewegung und Sport der UNESCO klar zum Ausdruck, in deren Artikel 1.1 es heisst

Jeder Mensch hat ein Grundrecht auf Leibeserziehung, körperliche Betätigung und Sport ohne Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Ausrichtung, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, des Vermögens oder einer sonstigen Grundlage" (Hervorhebung hinzugefügt).

In Bezug auf Frauen und Mädchen heisst es im dritten Absatz desselben Artikels, dass

Die gleichberechtigte Teilnahme und Mitwirkung auf allen Aufsichts- und Entscheidungsebenen im Bereich des Sportunterrichts, der körperlichen Betätigung und des Sports, sei es zum Zwecke der Erholung, der Gesundheitsförderung oder der Leistungssteigerung, ist das Recht eines jeden Mädchens und einer jeden Frau, das aktiv durchgesetzt werden muss".

Weitere einschlägige Beispiele in diesem Zusammenhang sind die Artikel 10g und 13 des UN-Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau und Artikel 14 Absatz 1 des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.

Trotz der Eindringlichkeit dieser internationalen Bestimmungen wissen wir alle, dass die Realität ganz anders aussieht. Und das nicht nur in Afghanistan. Die Diskriminierung von Frauen im Sport ist alltäglich und wurde wiederholt angeprangert (siehe hier, hier und hier). Die Gründe für diese Situation sind tief verwurzelt und haben mit den vorherrschenden Stereotypen über die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu tun.

Doch wenden wir uns wieder dem von der neuen Taliban-Regierung verkündeten Verbot und der oben gestellten Frage zu: Was kann oder sollte die internationale Gemeinschaft tun, um die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan besser zu schützen? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da diese neue Regierung die Anerkennung durch die internationale Gemeinschaft anzustreben scheint, erscheint es mir von grundlegender Bedeutung, diese Anerkennung von der Einhaltung grundlegender Menschenrechtsstandards abhängig zu machen. Kein Staat sollte eine Regierung als legitim ansehen, die die Rechte von Frauen und Mädchen so eklatant verletzt, selbst wenn diese Regierung nachweislich in der Lage ist, das Gebiet und die Bevölkerung wirksam zu kontrollieren. Zu diesen Rechten gehört natürlich auch das Recht auf Zugang zu Sport und körperlicher Betätigung. Dies ist keineswegs ein nebensächliches Thema. Das Recht auf Sport steht in erster Linie in direktem Zusammenhang mit der Gewährleistung anderer Menschenrechte, wie dem Recht auf Gesundheit oder dem Recht auf Bildung. Er ist auch ein grundlegendes Instrument im Sozialisierungsprozess und kann somit zur sozialen und wirtschaftlichen Stärkung der Frauen beitragen. Dennoch wurde der Kampf gegen die geschlechtsspezifische Diskriminierung im Sport im Vergleich zu anderen Bereichen wie Arbeit, Bildung oder Politik, in denen sich die internationale Gemeinschaft engagiert, marginalisiert. Der Grund für diese Marginalisierung hat höchstwahrscheinlich etwas mit der irrigen Vorstellung zu tun, dass die Ausübung von Sport sozial und politisch als ein untergeordnetes oder sekundäres Bedürfnis betrachtet wird. Wer so denkt, ist schlicht und einfach auf dem Holzweg.



Kurzum: Das Recht von Frauen und Mädchen auf Sport in Afghanistan ist eine Angelegenheit der gesamten internationalen Gemeinschaft. Es ist an der Zeit, das Thema ernsthaft anzugehen!



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.







Vorheriger Beitrag:
Nächster Beitrag:


WhatsApp